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Staffelkulturen: wenn Pflanzen sich gegenseitig helfen

Was wäre, wenn eine Parzelle zwei Ernten liefern könnte und dabei gleichzeitig Boden und Umwelt schont? Genau das ist möglich und wird bereits umgesetzt. Der Anbau von Staffelkulturen unterstützt die Landwirtschaft bei der Anpassung an zukünftige Herausforderungen. Diese innovative Methode erweitert bestehende Anbausysteme und eröffnet neue Perspektiven.

Die Kombination zweier Kulturen auf der gleichen Parzelle ist nicht neu. Landwirte und Landwirtinnen wissen seit langem, dass sich durch das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen auf einem Feld positive Wechselwirkungen ergeben. Jede Pflanze bringt ihre Stärken mit ein: Manche verbessern die Bodenqualität, andere unterdrücken Unkraut, Krankheiten oder Schädlinge. Das Ergebnis? Ein lebendigeres, ausgewogeneres Feld – oft mit höheren Erträgen. Mischkulturen sind ein bekanntes Anbausystem, das in der Praxis angewendet wird. Durch die Vermischung der Kulturen auf dem Feld besteht jedoch vermehrt direkte Konkurrenz zwischen den Arten. Ausserdem können die Kulturen nicht separat geerntet werden und die Bewässerung, Unkrautbekämpfung sowie Düngung sind herausfordernd.

Ein anderer Ansatz besteht darin, zwei aufeinanderfolgende Kulturen während derselben Saison anzubauen. Das Ziel ist klar: Zwei Ernten statt einer, um Platz und Produktivität zu optimieren. Dieses System ist jedoch stark vom Wetter abhängig. Ist die Saison zu kurz, bleibt der zweiten Kultur nicht genug Zeit zum Reifen. Hier kommen die Staffelkulturen ins Spiel.

Staffelkulturen: Wenn das Wetter nicht mitspielt

Beim Staffelkulturanbau wird nicht erst nach der Ernte der ersten Kultur die nächste gesät. Stattdessen wachsen beide Pflanzen eine Weile gleichzeitig auf derselben Parzelle, wobei die erste Kultur nach ihrer Ernte mehr Platz, Licht und Nährstoffe lässt, die von der zweiten, noch stehenden Kultur genutzt werden können.

Diese Methode vereint die Vorteile von Mischkulturen und zwei aufeinander folgende Kulturen: Sie steigert die Produktivität, macht den Boden widerstandsfähiger und spart Wasser und Ressourcen.

Wie funktioniert es konkret?

In der Regel wird zuerst eine Winterkultur gesät, die genügend freien Platz bieten muss, damit die zweite Kultur, oft eine Sommerkultur, gedeihen kann. Einige Wochen lang wachsen beide Kulturen nebeneinander. Dann wird die erste geerntet –die zweite übernimmt auf dem Feld nun den frei gewordenen Platz, Licht, Ressourcen und Nährstoffe, bis auch sie reif ist und geerntet werden kann. Typischerweise werden Mais und Zuckerrüben oder Soja und Weizen als Staffelkulturen angebaut.

Infografik der Staffelkulturen.

Was braucht es für den Erfolg?

Der Anbau von Staffelkulturen erfordert eine sorgfältige Planung. Die Aussaattermine beider Kulturen müssen genau aufeinander abgestimmt werden, um Konkurrenzdruck und Wachstumsprobleme zu vermeiden. Dabei gilt es die unterschiedlichen Ansprüche der Pflanzen an Licht, Wasser und Nährstoffen zu berücksichtigen. Entscheidend ist ausserdem die Wahl kompatibler Kulturarten.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Allelopathie: Manche Pflanzen beeinflussen das Wachstum anderer durch biochemische Substanzen, die sie in den Boden abgeben. Richtig eingesetzt, kann dieser Effekt sehr vorteilhaft sein. Hülsenfrüchte etwa binden Stickstoff aus der Luft und machen ihn für nachfolgende Pflanzen verfügbar.

Auch die Aussaattechnik spielt eine entscheidende Rolle. Bei der Aussaat der ersten Kultur sollten leere Gassen eingeplant werden, damit im Frühjahr die zweite Kultur angelegt werden kann. Gleichzeitig muss der nötige Platz für die Durchfahrt der Maschinen vorhanden sein. Generell müssen vorhandene Maschinen teilweise angepasst werden, um bei Kulturpflegemassnahmen oder auch bei der Ernte in das vorhandene Staffelsystem zu passen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein erfolgreicher Anbau von Staffelkulturen eine Kombination aus dem richtigen Zeitplan, der durchdachten Kulturwahl und einem gezielten Einsatz der landwirtschaftlichen Technik erfordert.

Innovative Praxis, die an Boden gewinnt

Dieser innovative Ansatz gewinnt in der Schweiz an Boden und motiviert Pioniere zum Testen. Für Yanick Aeberhard, Landwirt in Ulmiz, ermöglicht die Staffelkultur nicht nur, den Boden lebendig und produktiv zu halten, sondern auch, seinen Betrieb besser auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten. «Der Anbau von Mais und Zuckerrüben als Staffelkulturen ist nicht ganz einfach, man muss gut überlegen, wo man was sät und in welchem Abstand. Der Vorteil ist aber, dass die Rüben beschattet werden, sie einen natürlichen Schutz haben und man mit den gleichen Ressourcen auf den gleichen Parzellen einen Mehrertrag hat.» Eine tugendhafte Dynamik für die Böden und die Landwirtschaft.

Yanick Aeberhard.
Yanick Aeberhard.

Der Kanton Freiburg unterstützt die Innovation

Um seine Landwirtschaft nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen, unterstützt Freiburg im Rahmen des kantonalen Klimaplans ein Pilotprojekt, das dem Anbau von Staffelkulturen gewidmet ist. Durch die Teilnahme am Schweizer Projekt «Staffelkulturen (2024–2031)» getragen durch Bio Bern, SWISS NO-TILL und die Landwirtschaftsämter der Kantone Aargau, Bern, Freiburg und Solothurn in Zusammenarbeit mit projektteilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten, testen Freiburger Betriebe diese Praktiken direkt auf ihrem Feld. Die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte erhalten technische, wissenschaftliche und finanzielle Unterstützung, um Fruchtfolgen anzupassen, Maschinen anzugleichen und Praktiken zu verfeinern. Ein Monitoring wird die konkreten Ergebnisse messen.

Weitere Informationen:

Über das Ressourcenprojekt «Staffelkulturen»

Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Landwirtschaft BLW [Online]. Ressourcenprojekte «Staffelkulturen» [Veröffentlicht am 26. Februar 2025]. Verfügbar: https://www.blw.admin.ch/de/ressourcenprojekt-staffelkulturen

Schweizerische Gesellschaft für bodenschonende Landwirtschaft, verantwortlich für die Koordination des vom Bund ins Leben gerufenen Projekts:  https://no-till.ch/projekte