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Schweizer Hülsenfrüchte: Ein Trend von heute

Lange bevor sie in Mode kamen, waren bestimmte Hülsenfrüchte – getrocknete Bohnen, Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen und Wicken – bereits Teil der täglichen Ernährung. Sie wurden oft als Grundlage für Suppen verwendet und boten Proteine und Energie für die Feldarbeit. Lange Zeit vergessen und als Nischenprodukt in der menschlichen Ernährung betrachtet, erleben diese “Eiweisssamen” heute ein bemerkenswertes Comeback auf unseren Tellern. Sie sind reich an Nährstoffen und begeistern eine neue Generation von Konsumentinnen und Konsumenten.

Vorteile für die Böden, Herausforderung für die landwirtschaftlichen Betriebe

Serge Fischer in Villaz-St-Pierre.
Serge Fischer in Villaz-St-Pierre.

Hülsenfrüchte ernähren nicht nur den Menschen. In ihren Wurzeln leben Bakterien, die in der Lage sind, Stickstoff aus der Luft binden. Dadurch wird der Boden auf natürliche Weise gedüngt, was den Einsatz synthetischer Düngemittel reduziert, deren Herstellung mit einem hohen Verbrauch fossiler Energieträger verbunden ist. Als Teil der Fruchtfolge tragen sie zur Diversifizierung der Kulturen bei und reduzieren den Druck von Krankheiten, Schädlingen und Unkräutern, was sie zu wertvollen ökologischen Verbündeten macht.

Der Anbau bleibt jedoch herausfordernd: Die von Jahr zu Jahr stark schwankenden Erträge machen ihn für viele Schweizer Betriebe nach wie von wenig attraktiv. Bis 2023 machten diese Kulturen lediglich knapp 2% der Getreideproduktion aus, konzentrierten sich fast ausschliesslich auf Erbsen und waren überwiegend für Futterzwecke bestimmt. Dieses Jahr markiert einen echten Wendepunkt, da sich die Produktion für die menschliche Ernährung innerhalb eines Jahres von 0,23 auf 2,7 Tausend Tonnen verzehnfachte, ohne dass die Gesamtfläche zunahm. Dieser sprunghafte Anstieg ist vor allem auf die Umstellung von Futtererbsen auf Speiseerbsen sowie auf die erstmalige Erfassung von Kichererbsenflächen zurückzuführen.

Die protein- und nährstoffreichen Körner sind zwar anspruchsvoll in der Produktion, bieten den Landwirten und Landwirtinnen heute aber eine Alternative und tragen gleichzeitig zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft bei. Das hat Serge Fischer in Villaz-St-Pierre davon überzeugt, in die Linsenproduktion einzusteigen: «Die Idee kam mir 2018, während der Hitzewelle. Ich wollte eine Kulturpflanze, die hitzeunempfindlicher ist. Der Anbau ist eine Herausforderung: es ist eine Pflanze, die sich nur wenig gegen Unkraut wehrt, und schnell erstickt wird. Allerdings ist sie resilient gegenüber dem Klimawandel.» Für ihn ist es also nicht nur eine einfache Aktion, sondern ein langfristiges Engagement für eine resilientere und umweltfreundlichere Landwirtschaft.

Noch ein Nischenmarkt, aber im Wachstum

Hülsenfrüchte sind in der Schweiz immer noch ein Nischenmarkt, aber die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen wächst stetig. Der Boom von Produkten auf Hülsenfruchtbasis – Tofu, Proteinmehle, pflanzliche Patties, Burger oder Fertiggerichte – ist bereits deutlich spürbar, und der Trend zum «High-Protein» verstärkt diese Dynamik noch weiter.

Dieses neue Interesse an pflanzlichen Lebensmitteln lässt den Konsum steigen. Aus Gründen des Preises, des Volumens und der Produktspezifität wird die überwiegende Mehrheit jedoch importiert, häufig bereits zu Mehl, Extrudaten (erhitzte, gepresste und kalibrierte Produkte) oder Konzentraten verarbeitet. Trotz des Aufwärtstrends im Jahr 2023 bleibt die Entwicklung der Schweizer Produktion offen. Aufgrund des fehlenden Grenzschutzes kann die Schweizer Landwirtschaft bislang nur begrenzt von diesem Trend profitieren.

Die Vorteile der regionalen Produktion

Illustration der verschiedenen Hülsenfruchtarten

Der Griff zu Schweizer Hülsenfrüchten ist mehr als nur eine Ernährungsentscheidung: Er steht für frische, regional angebaute Produkte, die vom Feld bis auf den Teller rückverfolgbar sind, häufig aus biologischem oder ressourcenschonendem Anbau. Es ist auch eine Geste, die dem Planeten zugutekommt: Weniger Importe bedeuten weniger Transport, geringere CO₂-Emissionen und letztlich einen kleineren ökologischen Fussabdruck.

Durch die Bevorzugung dieser lokalen Kulturen wird die Schweizer Agrarwirtschaft direkt unterstützt: Es entsteht regionaler Mehrwert, die Produktion wird diversifiziert, und eine noch junge, aber vielversprechende Branche erhält wichtige Impulse. Diese Dynamik stärkt zudem die Ernährungssouveränität des Landes und eröffnet den landwirtschaftlichen Betrieben neue, nachhaltige Perspektiven.

Massnahmen zur Unterstützung

Bis 2023 gab es für Hülsenfrüchte zur menschlichen Ernährung weder einen Grenzschutz noch Direktzahlungen, im Gegensatz zu Futterkulturen, die seit 2019 Bundesbeiträge in der Höhe von 1 000 Franken pro Hektar und Jahr erhielten. Seit 2023 wurde diese Regelung auf Betriebe ausgeweitet, die Erbsen, Bohnen, Linsen, Kichererbsen, Lupinen oder Wicken für die menschliche Ernährung anbauen.

Diese Massnahme zielt darauf ab, die inländische Produktion zu fördern, die Abhängigkeit von Importen zu verringern und die Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Wertschöpfungskette schrittweise zu erhöhen. Sie gleicht jedoch die Produktionskosten, die deutlich höher sind als im Ausland, nicht vollständig aus. Aus diesem Grund wird die Mehrheit der Schweizer Hülsenfrüchte biologisch angebaut, einer Produktionsmethode, bei der sich die Mehrkosten besser erklären und weiter weitergegeben werden können. Trotz allem bleiben die Mengen bescheiden.

Seit 2024 ergänzt der Kanton Freiburg diese Unterstützung mit 400 Franken pro Hektar und Jahr, die im Rahmen des kantonalen Klimaplans ausgezahlt wird, sofern die Ernte tatsächlich für die menschliche Ernährung bestimmt ist. Ziel ist es auch hier, die inländische Produktion zu fördern und die Abhängigkeit von Importen zu verringern, um die schweizerische Wertschöpfungskette schrittweise wettbewerbsfähiger zu machen.

Informationen über die Unterstützung für Hülsenfrüchte

Grangeneuve-conseil.ch, Klimaplan Landwirtschaft:

·     Unter Massnahmen werden mehrere Informationen verfügbar sein, insbesondere die Verordnung über Beiträge für den Anbau von Hülsenfrüchten zur menschlichen Ernährung

Grangeneuve Conseils – Massnahmen

Weitere Informationen:

Agripedia. Pflanzliche Proteine in der Schweiz

https://agripedia.ch/pflanzliche-proteine/fr/

Legume Hub Swiss

Swiss Legume Hub – Swiss Legume Hub

Verein Schweizer Hülsenfrüchte – Ein Verein zur Förderung von Schweizer Hülsenfrüchten in unserer Ernährung.

Federica Ciulla. Produktion und Importe von Körnerleguminosen. Agristat. Brugg: Schweizerischer Bauernverband;2024; 24–06. pp 6–10.